Dorfkirche Altmittweida
Die Kirche des hiesigen Dorfes liegt genau in der Mitte dessen. Bereits 1458 befand sich hier eine Kirche. Im Jahre 1738 brannte am 1. April, gegen 23:00 Uhr nach einem Brand in der Schulwohnung die Kirche, das Pfarr- und Schulgebäude ab. Bereits ein Jahr später wurde mit dem Neubau begonnen. Im November 1891 beschloss der Kirchenvorstand die Erneuerung der Kirche. Die Planungen machten Paul Lange aus Leipzig. Am 16. April 1894 begannen die Bauarbeiten zum neuromanischen Zentralbau unter Berücksichtigung des Trumes von 1738.
Altarbild
Das Bild stammt, aus der 1738 / 39 nach einem Brand, wieder neu erbauten
Kirche. Eine alte Aufnahme, etwa um 1890 , zeigt das Bild als Altarbild
in der bis 1894 befindlichen Kirche zu Altmittweida . Es ist ein bunt bemaltes
Holzrelief im bäuerlichen Barockstil.
Der Künstler ist unbekannt.
Der Altar wurde 1854 / 55 von Johann Christoph Stecher geschaffen.
Das Relief zeigt, Christus im Garten Gethsemane. Christus kniet im Gebet,
rechts unten die schlafenden Jünger, im Hintergrund nahen die Kriegsknechte,
von Judas angeführt, aus der Stadt Jerusalem, die den Hintergrund
begrenzt.
Links oben deuten Wolken und goldene Strahlen auf die Verbindung zur
Herrlichkeit Gottes hin.
Das Holzrelief hat eine Höhe von 2,05 m und eine Breite von 0,95 m.
Es ist seit 1960 wieder aufgestellt, worauf ein kleines Metallschild am unterem
Rand hinweist, es ist mit einem etwa 7 cm breiten Eichenrahmen eingefaßt.
Das Metallschild trägt die Aufschrift:
Hochaltar dieser Kirche 1755 – 1895 wieder errichtet – in Dankbarkeit
von Dr. Wolf Götze Pfr. 1960.
Der günstige Platz am nördlichen Teil des Triumphbogens macht das Bild,
allen im Kirchenschiff besonders gut sichtbar.
Altar mit Altarkruzifik
Der Altartisch wurde aus Rochlitzer Porphyr, nach Zeichnung und Angabe von Steinmetzmeister Seidel aus Rochlitz, vom 20.06.1894 durch Emil Schilling (Steinmetzmeister und Porphyrsteinbruchbesitzer auf dem Rochlitzer Berg aus Wechselburg) im Oktober 1894 gefertigt. 1895 erfolgte die Schnitzung des Altarkruzifix in Lindenholz von Bergnard Krebs aus Mittweida.
Taufstein
Aus vorreformatorischen Tagen stammt der um 1510 gefertigte Taufstein aus Wiesaer Sandstein. Er ist wohl die einzig erhaltene Erinnerung an die
im Jahre 1738 abgebrannte alte Kirche. Der Taufstein hat einen quadratischen Fuß, ein sechsseitiges Mittelstück und ein ebensolches Oberteil als Becken. Das ganze wirkt wie ein Kelch.
Die entstandenen Seitenflächen um Oberteil sind durch Kreuz und Bogen verziert.
Die Kanten der Felder im Mittelteil sind durch Säulen hervorgehoben.
Die obere Hälfte der Säule ist rund und gleichzeitig nach außen gebogen.
Sie halten damit gleichzeitig das Becken. Die untere Säulenhälfte hat nach rechts bzw. links gewendete Kanneluren. Die unteren Säulenhälften wachsen aus der Basis des Stein heraus.
Der Taufstein ist aus zwei Teilen gefertigt, die Trennungslinie ist das kleine Kapitell der unteren Säulen.
Die Gesamthöhe des Taufsteines beträgt: 0,95 m, der obere Durchmesser beträgt: 0,58 m, die Längen der oberen Seitenkanten: 0,34 m.
Im oberen Teil ist ein Becken ausgehauen. dort ist die neue Taufschale aus Zinn eingelassen.
Sie wurde bei der 1959 / 60 erfolgten Kirchenerneuerung gestiftet, von der Jungen Gemeinde.
Sie hat am oberen Rand eine Umschrift und auf dem Grund eine Taube.
Die Umschrift lautet:
Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden und der da
nicht glaubt wird verdammt werden
Markus 16 Vers 16
Glocken
im Jahre 1739 hatte die Kirche drei Glocken aus Bronze, weche zu diesem Zeitpunkt bereits 178 Jahre alt waren. Sie hatten einen Durchmesser von 70 cm, 92 cm, 107 cm und Wogen 175 kg, 400 kg und 650 kg. Die Töne waren e g a6
Sie wurden im Handbetrieb gelauten und wurden von Johann Gottlieb Weinhold zu Dresden gegossen. Im Rahmen des Weltkrieges wurden die Glocken zur Kriegszwecken eingezogen.
Weihe der Glocken am 10. April 1921
Im “Mittweidaer Tageblatt” vom 11. April 1921 stand folgendes zu lesen:
“ Die Gemeinde hatte gestern ihren besonderen Freudentag, an dem man
stattlichen Anteil nahm. Die drei neugegossenen Kirchenglocken waren
endlich eingetroffen und konnten am Sonntag nachmittag geweiht werden.
sie standen reichbekränzt und beflaggt auf einem Wagen am Bahnhof und
wurden von dort kurz nach 2 Uhr in feierlichen Zuge mit den Kindern der
Schule, dem Gemeindevorstand, dem Gemeinderat, dem Militärverein, der
Schützengesellschaft, dem Turnverein, dem landwirtschaftlichen Verein
und dem Jungfrauenverein geschlossen abgeholt.
Der lange Zug in dem sich mehrere schmucke Fahnen befanden, bewegte
sich zunächst auf der Chaussee und dann auf der Dorfstraße nach der auf
dem Turm beflaggten Kirche, vor deren Eingangstor der Wagen mit den
Glocken Halt machte. In dem prächtigen, stimmungsvollen Gotteshaus
stellte nach dem Gesang des Lutherliedes “ Ein feste Burg ist unser Gott”
Pastor Märkel den 41. Psalm ( Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine
Hilfe in den größten Nöten, die uns betroffen haben ) In den Mittelpunkt der
Glockenweihe – Betrachtung. Er betonte die Freude über die endliche Wiederkehr
der Glocken und rief die Wehmut in die Erinnerung zurück als zwei
Glocken nach 187 jährigem Geläut dem Krieg geopfert werden mußten.
Nun soll auch die dritte noch verbliebene Glocke einer neuen Schwester
den Platz räumen.
Die alten drei Glocken waren für die Gemeindeglieder die mit dem Herzen
eng verwachsenen Heimatglocken und die nun zur Weihe bestimmten
sollen es wieder werden. Das sie wieder beschafft werden konnten ist den
Helden mit zu danken und darum möge das erste Glockengeläut zugleich
ein Ehrengeläut für diese sein Es wurde sodann in der Stille der Kirche
dankbar der Altmittweidaer Kriegshelden, von denen einer den Glockenfonds
mit 5 Mark aus dem Felde begründete, gedacht.
Der Gaben flossen reichlich, so daß im Laufe der Zeit von 223 Gebern und
2 Korporationen 8447 Mark in bar und 3300 M in Kriegsanleihe eingingen.
Den fehlenden Rest hofft man noch nach dem Geläut aufbringen zu können.
Guß und Klang der Glocken sind wohl gelungen. Mann hoffe, bis
Dienstag oder Mittwoch die Glocken aufziehen und dann das erste Vollgeläut
ertönen lassen zu können. Die Glocken stammen aus der Gießerei
von Schilling aus Apolda. Die große Glocke trägt die Inschrift “Ein feste
Burg ist unser Gott”, die mittlere (Betglocke) “Friede auf Erden und die
kleine “Lasset die Kindlein zu mir kommen”. Pastor Märkel erläutert kurz,
was diese Inschriften der Gemeinde in den kommenden Tagen zu sagen
haben und schloß die Ansprache mit den herzlichsten Dank an alle, welche
zu den Glocken ihr Scherflein beigetragen und die heutige sinnige Weihe
ermöglicht haben. Mit dem Gesang des Liedes “Allein Gott in der Höh’ sei
Ehr” verließen die Teilnehmer das Gotteshaus.
Draußen vor dem Eingangstor zur Kirche bestieg der Geistliche den Gloc
kenwagen und weihte die Glocken noch durch ein besonderes Gebet.
Mit dem Gesang des Liedes “Nun danket alle Gott” hatte die schlichte und
doch so erhebende Glockenweihe, die von herrlichsten Sonnenschein begünstigt
war und viel Publikum versammelt sah, ihr Ende erreicht.
Bleiverglasung
Im zweiten Fensterbild von links steht der Apostel Petrus. In der Hand hält er zwei Schlüssel. Einen für die Finsternis. Der goldene ist für die “Himmelspforte”.
Im zweiten Fensterbild von rechts steht der Apostel Paulus. Er, der große Missionar des 1. Jahrhunderts hat uns eine Reihe von Briefen hinterlassen. Mit diesen Briefen ging er auf die aktuellen Problemen der jungen Kirche ein. Noch bis heute viel gelesen, weil sich die Probleme von damals und heute ähneln.
Im mittleren Kirchenfenster über dem Kreuz ist deshalb die Auferstehung dargestellt. Jesus steht über dem geöffneten Grab, die Tür des Todes ist offen. Er scheint auf einer Wolke zu schweben. Das heißt: als Auferstandener ist er den Naturgesetzen nicht mehr unterworfen. In der Hand hält er die Siegesfahne, denn der Tod ist nun besiegt. Und die Engel im Himmel und auf Erden. Zeichen seiner Verehrungswürdigkeit.
Im linken Kirchenfester ist nun seit 2006 wieder Luther und im rechten Kirchenfenster Melanchton zu sehen. Die Fenster sind nach Originalvorlagen neu gefertigt worden.
Die letzteren beiden Fenster sind im zweiten Weltkrieg zerstört worden
Orgel
Bereits seit 1722 gab es eine Orgel. 1895 hat der Orgelbaumeister Paul Schmeißer aus Rochlitz für die Kirche ein zweimanualiges Orgelwerk mit 18 Stimmen erbaut, das sich nach strenger und umfassender Prüfung durchaus als ein Kunstwerk von tadelloser Wohlgelungenheit darstellte. Laut Verordnung des Kriegsministeriums vom Januar 1917 wurden die Zinnpfeifen im Orgelprospekt beschlagnahmt und enteignet. Die Kirchgemeinde hat daraufhin im November den Orgelbaumeister Alfred Schmeißer mit der Fertigung eines neuen Orgelprospektes beauftragt und dieser hat neue Pfeifen aus Zink mit einem Aluminumbronzeüberzug beauftragt. 2006 wurde die Orgel restauriert und die das Orgelprospekt neu nach Originalvorgabe gefertigt. Die Orgelbaufirma Ekkehart Gross aus Kubschütz hat die Orgel wieder toll zum klingen gebracht.
unteres Manual | oberes Manual | Pedal |
Principal 8’ | Flauto traverso 8′ | Subbaß 16′ |
Viola di Gamba 8’ | Oktave 4′ | Posaune 16′ |
Oktave 2′ | Waldflöte 2′ | Principalbaß 16′ |
Mixtur 3fach | Geigenprinzipal 8′ | Violon Cello 8′ |
Oktave 4′ | Fugara 8′ | |
Bordun 16′ | Flauto amabile 4′ | |
Rohrflöte 8′ | ||
Gedeckt 4′ |
Manualcoppel | Pedalcoppel |