Stadtkirche „Unser lieben Frauen“ Mittweida

allgemein

  • Die Kirchengeschichte hängt eng mit Geschichte und Entwicklung der Stadt zusammen
  • Die Stadtbesiedlung begann in 2. Hälfte des 12. Jahrhundert.
  • Die Kirche wurde gebaut und im befestigten Kirchhof wurde Handel getrieben, so daß sich Kirche und Kirchhof zur Keimzelle der Stadt entwickelten.
  • Die Vorgängerbauten unserer Kirche wurden ebenso wie die Stadt durch Brände und Plünderungen zerstört.
  • Die Kirche in ihrem jetzigen Grundriss wurde 1496 geweiht, als Baumeister wurde Arnold von Westfalen vorgeschlagen, einen Nachweis, dass er jemals hier war gibt es nicht.
  • Die Kirche blieb leider auch nach der Weihe nicht von Bränden und Plünderungen verschont.
  • Eine große Veränderung vollzog sich durch die Generalrenovierung 1886/87, hierbei wurden die barocken Einbauten (Betstuben) herausgerissen, sowie Kanzel und Taufstein an ihre jetzigen Stellen versetzt.

Kanzel

Die Kanzel wurde 1667 von Abraham Conrad Buchau erbaut.

Der Kanzelkorb wird von einer Mosestatue getragen. Buchau hat diesen nach dem Vorbild von Michelangelos Mose mit den Gesetzestafeln gefertigt. Die Originalstatue steht in San Pietro in Vincolli in Rom.

Der Kanzelaufgang ist mit den kleinen Propheten geschmückt und am Kanzelkorb sind die vier großen Prophten abgebildet.

Den Kanzeldeckel schmückt die Figur der Heiligen Dreifaltigkeit Gott Vater mit seinem Sohn Jesus Christus im Arm. Das Symbol für den Heiligen Geist, die Taube, fehlt. In Zeichnungen ist sie an der Unterseite des Deckel dargestellt, wo das Christuszeichen ist. Es gibt im Archiv aber auch eine Holztaube, die an die Unterseite des Deckels gehängt werden kann/könnte.

Altar

Es ist ein Flügelaltar mit einem Bildprogramm, das die Leidensgeschichte Jesu vom letzten Abendmahl bis zum auferstandenen Herrn darstellt.

Der Altar stammt aus dem Jahr 1661 und wurde von den Meißnern Valentin Otte und Johann Richter gefertigt. Ähnliche Altäre der beiden Künstler stehen in Meißen in St. Afra und in Leisnig.

Zentralfigur des Altars ist die lebensgroße Plastik des Ecce Homo (bedeutet: Seht, welch ein Mensch; bzw. ist es die Darstellung Jesus Christus mit Dornenkrone)

In der Predella ist das Heilige Abendmahl zu sehen und darüber Jesus betend im Garten Gethsemane.

Rechts und links neben dem gegeißelten Christus sind die Evangelisten mit ihren jeweiligen Attributen dargestellt. Von links: Matthäus (Mensch / Engel), Markus (Löwe), Lukas (Stier), Johannes (Adler).

Den Mittelteil schließt links und rechts ein Gemälde ab. Links: Opferung des Isaaks durch Abraham; Rechts: Simon, wie er die Stadttore von Gaza wegträgt

Über den Evangelisten sind auch noch zwei Gemälde, links die eherne Schlange, die Mose errichtet um das israelitische Volk vor todbringenden Krankheiten zu schützen. Rechts: die Rettung Jona‘s durch den Fisch.

Über der Mittelfigur sind Engel zu sehen, die die Marterwerkzeuge halten.

Dahinter sehen wir ein großes Bild, welches das himmlische Jerusalem andeutet. Zu sehen sind nach oben gehende Lichtstreifen.

Ein kleineres Bild davor zeigt das zerstörte Jerusalem.

Die Bilder sind von Säulen eingerahmt, auf der linken Säule ist ein Phönix mit Nest und auf der rechten Säule ein Pelikan mit Jungen zu sehen. Diese Symbolik stammt aus der frühchristlichen Tiersymbolik. Der Phönix steht für die Auferstehung, der Pelikan für den Opfertod Christus.

Die Spitze des Altars bildet eine Kreuzigungsgruppe mit Jesus am Kreuz, Maria und dem Jünger Johannes. Der Abschluss des Altars ist die Figur des auferstandenen Christus mit der Siegesfahne.

Taufstein

Dieser stammt aus dem Jahr 1886 und ist aus Rochlitzer Porphyr.

Der alte Taufstein von 1553 ist neben dem Eingang zur Winterkirche aufgestellt. Er ist gefertigt aus Hilbersdorfer Tuffstein.

Sakramentshäuschen

Es stammt noch aus der Katholischen Zeit und wird auch Tabernakel genannt. Es diente früher zur Aufbewahrung der Monstranz (kostbares aus Gold und Edelsteinen gefertigtes liturgisches Schaugerät für die Hostie)

Im unteren Teil sieht man einen Kopf, dieser soll der Baumeister Jorge von Rochlitz sein.

Ladegast-Jehmlich-Orgel

Die erste Orgel ist in Mittweida 1505 verbürgt.

Im Zuge der Generalsanierung unserer Kirche wurde 1888 eiene zweimanualige Orgel mit 41 Registern durch den damals sehr bekannten Orgelbaumeister Friedrich Ladegast eingebaut. Im Zuge des ersten Weltkrieges mußten die Zinnpfeifen abgegeben werden und wurden durch Zinkpfeifen ersetzt. 1931 erfolgte die Restaurierung durch die Firma Jehmlich (Dresden). Dadurch ist unsere Orgel zu einem technischen Denkmal ersten Ranges geworden. Da es nun möglich ist zwei gegensätzliche Stilrichtungen auf ihr zu spielen, den spätromantischen Klang des ausgehenden 19. Jahrhunderts und den Klang der sogenannten Orgelreformbewegung, der eine Rückbesinnung auf den Orgelbau der Barockzeit war.

Seit 2022 ergänzt eine Celesta (Glockenspiel) als 73. Register die Orgel.

Die Orgel ist Prototyp für die elektronische Bypasstechnik, die an der Hochschule Mittweida entwickelt wurde. Um die Wartung und Erhaltung kümmert sich der Orgelverein Mittweida (https://Orgelverein-Mittweida.de)

Mit 5106 klingenden Pfeifen und 73 Registern ist sie die größte Orgel Mittelsachsens und die siebtgrößte in Sachsen.

Bleifenster

Sie stammen aus dem Jahr 1887.

Dargestellt sind Szenen aus dem Alten und Neuen Testament.

Das linke Fenster zeigt den Propheten Elias auf dem Feuerwagen zwischen Mose mit den Gesetzestafeln und Johannes dem Täufer. Die Entrückung des Elias wird in der mittelalterlichen Typologie der Himmelfahrt Christi gegenübergestellt.

Das zweite Fenster stellt Maria thronend mit dem Christuskind im Schoß dar. Links naht ein König und rechts ein Hirte zur Anbetung heran.

Das Hauptchorfenster zeigt den Christuskopf in einem Strahlenmedaillon, sowie Alpha und Omega und zwei anbetende Engel.

Das nächste Fenster zeigt Christus nach der Auferstehung, der seinen Jüngern erscheint.

Das Fenster daneben stellt die vier Evangelisten mit Schreibgeräten und Büchern dar, allerdings ohne ihre Attribute.